Farbebekennen bedeutet, über das Leben in einer integren Form zu sprechen, verantwortungsbewusst, transparent und aufrichtig zu handeln. Doch wie unsere persönlichen Geschichten und das aktuelle Zeitgeschehen zeigen, ist das nicht immer einfach. Denn etwas Absolutes in unseren Erfahrungsräumen scheint es nicht zu geben. Das würde Stillstand bedeuten, Charakter- und Gesichtslosigkeit. Farbebekennen spielt sich an den Rändern unserer Konfliktzonen ab. Dort, wo wir uns zum kritischen Denken befähigen und uns auffordern, beide Seiten einer Medaille zu betrachten, ohne uns in einer zu verstricken.

Wo unsere Ideale zu scheitern drohen, betreten wir NEULAND. „Keiner von zweien“ kann ein unbequemer Ort sein. Wie es auch der Hausruckviertler Künstlerkreis für die kommende Ausstellung im Passauer Kulturmodell beschreibt: „Neuland betreten bedeutet, die Komfortzone zu verlassen, jenen Bereich des Lebens, in dem sich Menschen wohl, sicher und vertraut fühlen. Wesentlich dabei ist, formuliert Ingeborg Rauss, Künstlerin und Obfrau des HKK, „die Entwicklungen im Blickfeld zu haben, sich neu zu orientieren und unbekannte Wege zu beschreiten, die von Rückschlägen begleitet sein können, aus denen wir lernen.“

Für die Künstler*innen Jürgen Bley, Heidrun Deringer, Claudia Eichenauer, Christine Lejeune, Maike Pichler, Beate Praxmarer, Ingeborg Rauss, Isabella Scharf-Minichmair, Anneliese Schinagl, Maria Senzenberger, Angelika Toma, bedeutet NEULAND jeweils differenzierte Zugänge zur bisherigen künstlerischen Arbeit und/oder Lebensansicht zu formulieren.

Artist Isabella Scharf sitting on the floor, cutting canvases
Artist Isabella Scharf sitting on the floor, cutting canvases

Für mich persönlich war die Arbeit an NEULAND von einem wörtlichen „radikalen Schnitt“ begleitet. Es stehen erneut die Themen Care Work und Individuelle Mythologien im Mittelpunkt. Es geht um die Auseinandersetzung mit schwerkranken Menschen und ihren Begleiter*innen, den Herausforderungen, Lebensänderungen, Erschöpfungen und um die Rolle, die Kunst einnimmt, um den ewigen Kreislauf von „Werden, Bestehen, Vergehen“ sichtbar und im besten Fall (CUTTING THE EDGE) bewältigbar zu machen.

Zuni Dance, collage from the Cutting the Edge series 2025, oil and acrylic paint on grey cardboard, 100 x 70 cm, by artist: Isabella Scharf-Minichmair
Zuni Dance, collage from the Cutting the Edge series 2025, oil and acrylic paint on grey cardboard, 100 x 70 cm, artist: Isabella Scharf

Die Collagen-Serie CUTTING THE EDGE markiert das Ende der malerischen Trilogie A NEW NOW, die ihren Beginn 2017 während eines längeren Aufenthalts in den USA fand. Ich verstehe CUTTING THE EDGE ganz wörtlich. Gemälde und Skizzen, denen es an innerer Balance und Dynamik mangelt, werden zerschnitten und zu Collagen auf einem mehrfarbigen oder monochromen Hintergrund neu zusammengesetzt. Es geht um die Zerstörung des Alten, um einen Neuanfang zu finden.

Die Collagetechnik ermöglicht einerseits, Farbe, Textur und Räumlichkeit aus einer neuen Perspektive zu erkunden. Andererseits steht CUTTING THE EDGE für die transformativen Kräfte im Kreislauf von Werden, Bestehen und Vergehen. Die Collagen sind Dialoge mit einer magischen, traumhaften Landschaft. Sie verweisen auf besondere Orte in der Sierra Nevada, der Mojave-Wüste und den österreichischen Alpen, die mich tief berührt haben. Die Kompositionen und Motive der Collage spielen mit Balance und Dynamik. Sie formen eine zukünftige innere Landschaft mit neuen Erfahrungsmöglichkeiten (Neuland).

Farbenfrohe Grüße! Isabella Scharf-Minichmair

Der Hausruckviertler Kunstkreis lädt sehr herzlich zur kommenden Ausstellungseröffnung im Kulturmodell Passau ein!

Poster for the upcoming exhibition featuring the work of artist Isabella Scharf in Passau, Germany. Exhibition: NEULAND 2025
Poster for the upcoming exhibition featuring the work of artist Isabella Scharf in Passau, Germany. Exhibition: NEULAND 2025